KompUEterchen4KMU

Mobile Geräte wie Smartphones und Tablets gehören inzwischen zum Alltag. Sie bieten Kommunikation, Information, Suchen und Finden von Orten und Wegen und Unterhaltung, wo immer sich der Anwender befindet. Im Jahr 2013 entfiel bereits ein Drittel der Zugriffe auf das www.yellowmap.de auf mobile Geräte mit stark steigender Tendenz. Auch Unternehmen haben zunehmend mobile Geräte im Einsatz. Sie erhoffen sich dadurch nicht nur Effizienzsteigerungen, sondern auch eine höhere Akzeptanz und Begeisterung der Mitarbeiter im Umgang mit ihrem Arbeitsgerät. Das spiegelt sich auch in Bring-your-Own-Device-Policies wieder, bei denen der Mitarbeiter sein privates Gerät als Arbeitsgerät nutzt. Mit Blick auf den Aufwand und die Risiken, die dadurch in der bestehenden Hard- und Softwarelandschaft entstehen, wird deutlich, wie hoch die Erwartungen sind. Das Ziel, Mitarbeiter für die Arbeit mit mobilen Endgeräten zu begeistern, kann aber nur erreicht werden, wenn auch die Software komfortabel und ansprechend gestaltet ist. Usability ist daher von zentraler Bedeutung.

 

Einsatzfelder für mobile Anwendungen

Die Einsatzfelder für mobile Anwendungen in Betrieben sind vielfältig und umfassen nahezu alle Branchen und internen Bereiche. Mitarbeiter können außerhalb Ihres Büroarbeitsplatzes schnell und einfach Zugriff auf benötigte Informationen zugreifen und kommunizieren. Ärzte in Krankenhäusern verwenden Tablets zur Anzeige von elektronischen Krankenakten. Reparaturbetriebe verwenden mobile Software bei der Fehlerdiagnose und zur Unterstützung von Wartungsprozessen. In Labors werden zunehmend elektronische Laborbücher auf mobilen Geräten eingesetzt. Insgesamt sind sie vor allem für jene Aufgaben interessant, die:

  1. Tragbarkeit und Personennähe eines Gerätes erfordern,
  2. Durch ortsunabhängige Kommunikation vereinfacht werden,
  3. Durch drahtlose Schnittstellen sowie Sensoren unterstützt werden können und
  4. Von einer orts- und kontextabhängige Auswahl und Präsentation von Information profitieren.

In solchen Feldern sind sie stationären Rechnern deutlich überlegen.

 

Besondere Einschränkungen und Anforderungen

Eine vollständige Ersetzung stationärer Arbeitsrechner durch mobile Geräte ist allerdings kritisch zu sehen. Das folgt aus Beschränkungen der Ein- und Ausgabe sowie den zumeist begrenzten Hardwareressourcen. Auch soll der Anwender nicht dazu verleitet werden, Aufgaben, die seine bspw. aus Sicherheitsgründen seine volle Aufmerksamkeit erfordern, mal eben unterwegs zu erledigen. Auch in den Bereichen, wo sich mobile Geräte anbieten, erwachsen aus den Limitationen besondere Anforderungen. Hinzu kommt der Einsatzkontext. Aufgrund der Bewegung und dem Einsatz an wechselnden Orten findet der Anwender oft keine optimalen Arbeitsbedingungen vor. Die Nutzung ist häufig mit zeitlichen, motorischen (bspw. Einhandbedienung) und umgebungsbezogenen Einschränkungen (bspw. wechselde Lichtverhältnisse, Bedienung mit Handschuhen, Kälte, Nässe, Staub und Schmutz) verbunden. Viele Anwender benutzen die Software zudem aufgabenbegleitend. Je mehr Aufwand die Bedienung erfordert, desto weniger Aufmerksamkeit verbleibt für die Rezeption der Inhalte und die eigentlichen Arbeitsschritte. Daher sollte eine mobile Anwendung drei wichtige Anforderungen erfüllen:

  1. Sie muss sich auf jene Funktionen beschränken, die im jeweiligen Kontext sinnvoll sind.
  2. Sie muss den Kontext, in dem der Nutzer die Anwendung einsetzt, sinnvoll berückichtigen.
  3. Sie muss hohe Anforderungen an die Bedienbarkeit (neudeutsch Usability) unter sehr unterschiedlichen und teilweise widrigen Bedingungen erfüllen.

Hinzu treten Anforderungen, die aus der jeweiligen Plattform wie iOS, Android, Blackberry und Windows erwachsen. So sind für jede Plattform bestimmte Bedienkonzepte vorgesehen, die sich teilweise schon aus dem Gerätedesign ergeben. Eine intuitive Bedienung setzt voraus, dass solche Plattformspezifika bis hin zu den etablierten Styleguides Beachtung finden.

 

Entwicklung mobiler Unternehmenssoftware

Gute mobile Unternehmenssoftware muss also auf den Anwender und sein Arbeitsumfeld zugeschnitten sein. Dazu muss der Hersteller der Software wesentlich mehr über den Anwender, seinen fachlichen Hintergrund, seine Aufgaben, die Rahmenbedingungen seiner Arbeit und auch teilweise auch seine persönlichen Merkmale erfahren. Gerade für kleine Softwareunternehmen bereitet dies Probleme. Sie verfügen nicht über Insider, die diese Bedingungen kennen. Dieser Mangel wird idealerweise durch direkte Zusammenarbeit mit den späteren Anwendern ausgeglichen, die zudem eine noch wesentlich feinere Abstimmung auf deren Bedürfnisse erlaubt. Große Vorteile bieten in diesem Zusammenhang agile Entwicklungsvorgehen und Methoden wie Early Prototyping, die es erlauben, späteren Anwendern frühzeitig erste Ergebnisse vorzulegen und Verfeinerungen interaktiv zu planen. Aber auch in klassischen phasenbasierten Ansätzen kann und sollte der Anwender einbezogen werden.

 

Integration in den Softwareentwicklungsprozess

Im Rahmen des Projektes KompUEtechen4KMU werden Methoden entwickelt, welche speziell auf die Berücksichtigung von Usability-Anforderungen bei der Erstellung von mobiler Unternehmenssoftware eingehen und sich in unterschiedliche gelebte Softwareentwicklungsprozesse des jeweiligen KMU integrieren lassen. Den Ausgangspunkt bildet das bereits eingesetzte und etablierte Verfahren der „Benutzerzentrierten Entwicklung von mobiler Unternehmenssoftware“, welches eine Kombination aus dem Usability Engineering Lifecycle nach Mayhew und Extreme Programming darstellt. Es wird weiterentwickelt und auf die speziellen Anforderungen von KMU optimiert. Das Ergebnis wird einerseits über ein Informationsportal verbreitet, das Methodenbeschreibungen, hilfreiche Werkzeuge, Templates, Referenzdokumente, Videos und dergleichen bietet. Zweitens wird ein Schulungsprogramm entwickelt, das speziell an Mitarbeiter in KMU gerichtet ist, und ihnen die Anwendung der Methoden vermittelt.

Mehr Informationen zu diesem Projekt, sowie den Einstieg in das Informationsportal finden Sie hier.